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Test des Monats März 2011
71,5 Punkte (und abgewertet) für das Bundesministerium für Gesundheit

30.03.2011

Ein neu gestalteter Internetauftritt des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) wurde im Januar 2011 vorgestellt. Wir haben die Website des BMG in der Vergangenheit mehrfach getestet. Beim letzten Test war das Ergebnis mit 83,75 Punkten und einer Abwertung auf "schlecht zugänglich" nicht sehr erfreulich. Hat sich die Zugänglichkeit verbessert?

Um es gleich vorweg zu sagen: Hinsichtlich der Barrierefreiheit schneidet der Relaunch des Bundesministeriums für Gesundheit katastrophal ab. Das BMG hat es sogar geschafft, das Ergebnis des letzten BIK-Tests vom August 2007 zu unterbieten.

Startseite Bundesministerium für Gesundheit

Startseite Bundesministerium für Gesundheit (www.bundesgesundheitsministerium.de)

Das Ergebnis

Hier nun die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Die Tastaturbedienung funktioniert im Internet Explorer gar nicht. Schon deshalb muss das Angebot auf "schlecht zugänglich" abgewertet werden. Grund dafür ist das alte Typo3-Problem onfocus="blurLink(this)". Wer heute einen Auftritt mit diesem CMS umsetzt und Ansprüche in Sachen Barrierefreiheit hat, sollte eigentlich mitbekommen haben, dass diese Konfigurationseinstellung geändert werden muss. Mit Firefox ist die Tastaturbedienbarkeit eingeschränkt. Viele Bereiche, wie z.B. das komplexe Ausklappmenü, sind nicht benutzbar. Erschwerend kommt hinzu, dass der Tastaturfokus bewusst mit der CSS-Anweisung outline:none unterdrückt wird.
  • Alternativtexte für Grafiken oder Bilder sind, mit Ausnahme eines grafischen Buttons für die Suchfunktion, grundsätzlich leer. Bei einigen Grafiken ist kein alt-Attribut vorhanden.
  • Mit benutzerdefinierten Farbeinstellungen ist die Website nur eingeschränkt nutzbar. Neben den "üblichen" Problemen mit Hintergrundgrafiken fällt hier die hauptsächlich für Überschriften genutzte Schriftersetzungstechnik Cufón negativ auf. Die Inhalte lassen sich farblich nicht anpassen und sind auch nicht skalierbar.
  • Die Skalierbarkeit ist aber auch unabhängig vom Einsatz von Cufón mangelhaft. Mit dem Internet Explorer ist wegen Auszeichnung der Schriftgröße in px eine Vergrößerung praktisch nicht möglich (warum das BMG auf der Hilfe-Seite trotzdem schreibt, dass die Vergrößerung möglich ist, bleibt schleierhaft). Mit Firefox ist das Layout bei Schriftvergrößerung auf Grund von Überlagerungen kaum noch benutzbar.
  • In Sachen Strukturierung fallen die fehlenden Bereichsüberschriften negativ auf. Diese wären hier wegen des relativ komplexen Aufbaus der Seiten besonders wichtig.

Schriftersetzung durch Cufón

Oben haben wir bereits erwähnt, welche Probleme sehbehinderte Menschen mit der Schriftersetzung haben. Wie funktioniert das mit einem Screenreader? In der Ansicht ohne CSS sieht das ganze wie folgt aus:

Auschnitt: Schriftersetzung in der Darstellung ohne CSS, die einzelnen Wörter werden doppelt abgebildet

Schriftersetzung mit Cufón: Ansicht ohne CSS

Theoretisch sollte der Screenreader die ersetzten Wörter ignorieren und nur die Textalternativen ausgeben.

Aktuell schafft es nur Jaws 11, diesen Text ohne Unterbrechungen am Stück auszugeben. Mit Window Eyes (7.2) und NVDA (10.2) erfolgt die Ausgabe wortweise abgehackt. Überprüft haben wir das jeweils mit dem IE 9 unter Windows 7.

Orientierung

Der inhaltliche Aufbau der Website erscheint konfus. Irritierend wirkt hier vor allem die horizontale Hauptnavigation, die anders gegliedert ist als die am Ende jeder Seite eingebundene Sitemap. Die Hauptnavigation verfügt über komplexe und großflächige Ausklappmenüs, die den Seiteninhalt abdecken und auf den ersten Blick wie eine klassische hierarchische Navigation wirken. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um eine bunte Mischung aus Links auf Glossareinträge, thematischen Artikel, und Pressemitteilungen. Dieses Konzept ist nicht leicht verständlich und sorgt im Verbund mit der oft inkonsistenten Benennung von Bereichen, Artikeln und Seitentiteln dafür, dass die Orientierung im Webauftritt schwierig ist.

Fazit

Man muss es schon fast als peinlich bezeichnen, wenn ein Bundesministerium knapp 10 Jahre nach Einführung der BITV ein solches Machwerk produziert. Es ist offensichtlich, dass die Barrierefreiheit bei der Umsetzung keine Rolle gespielt hat.


Internetadresse:www.bundesgesundheitsministerium.de

Geprüft am: 29. 3. 2011
Testergebnis: 71,5 von 100 Punkten (schlecht zugänglich)

Testbericht mit allen Einzelbewertungen