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Test des Monats Juni 2011
78,25 Punkte für die Facebook Konto- und Profileinstellungen

29.06.2011

Im zweiten Teil unseres Facebook-Tests beschäftigen wir uns mit den Konto- und Profileinstellungen. Sind diese barrierefrei umgesetzt?

Facebook Privatsphäre-Einstellungen

Facebook Privatsphäre-Einstellungen

Nachdem wir uns im ersten Teil unseres Tests erfolgreich bei Facebook angemeldet haben, geht es nun um die diversen Konto- und Profileinstellungen, die notwendig sind, um den Dienst sinnvoll und sicher nutzen zu können. Das Benutzerprofil wird mit Inhalten gefüllt, die Einstellungen zur Privatsphäre werden angepasst und die Benachrichtigungs-Einstellungen werden überprüft. Noch sind wir also nicht bei den eigentlichen Kernfunktionen von Facebook, dem Freunde finden und Netzwerken, angekommen. Mit diesen Themen beschäftigen wir uns im kommenden Monat.

Bekannte Probleme aus dem letzten Test

Viele Probleme sind bereits aus dem letzten Test bekannt. Das betrifft insbesondere das allgemeine Seitenlayout (Skalierbarkeit und Kontraste), die Strukturierung, die Nutzbarkeit mit benutzerdefinierten Einstellungen, sowie die Gestaltung und Umsetzung der seitenübergreifenden Bereiche (Menüs und Navigationselemente). An dieser Stelle möchten wir uns nicht wiederholen und gehen nur auf Probleme ein, die im Zusammenhang mit den hier untersuchten Funktionen neu aufgetaucht sind. In die Gesamtbewertung sind die bekannten Probleme natürlich mit eingeflossen.

Inkonsistente Gestaltung

Für die hier untersuchten Konto- und Profil-Einstellungen werden naturgemäß HTML-Formularelemente verwendet. Speziell für Screenreader-Nutzer ist eine einheitliche Gestaltung der Formulare wünschenswert, das erleichtert Übersicht und Bedienung erheblich. Bei Facebook ist das leider nicht der Fall. Hier ist praktisch jedes Formular strukturell anders aufgebaut:

  • Eingabeelemente werden teilweise in recht unverdaulichen Mischformen aus Daten- und Layouttabellen positioniert. Es finden sich aber auch mit CSS positionierte Formulare und reine Layouttabellen.
  • Die Verwendung von Submit-Buttons zum abschicken von Formulareingaben ist nicht einheitlich. Einige Formulare (siehe Einstellungen zur Privatsphäre) verzichten auf so eine Schaltfläche. Hier werden sich viele Nutzer fragen, wo und wie sie ihre Änderungen abspeichern sollen.
  • Die Verwendung von fieldset und legend erscheint zufällig.
  • Es gibt Formulare, die komplett auf label verzichten, bei anderen sind sie vollständig vorhanden.
  • Ein Formular setzt WAI-ARIA Unterstützung voraus (s. unten).

So wird jedes Formular zu einem neuen Abenteuer für Screenreader-Nutzer.

WAI-ARIA

Im ersten Teil des Tests haben wir bereits lobend die Verwendung von WAI-ARIA hervorgehoben. Dabei ging es um Document Landmarks (der Screenreader Jaws nennt sie Orientierungspunkte), die auch auf den hier untersuchten Seiten konsequent eingesetzt werden. Bei den benutzerdefinierten Einstellungen zur Privatsphäre kann ein anderer Aspekt von WAI-ARIA betrachtet werden. Hier werden Eingabeelemente nachgebildet, die nach Aussehen und Verhalten den HTML Select-Menüs entsprechen:

WAI-ARIA Select Menüs auf der Seite Privatsphäre-Einstellungen

WAI-ARIA Select Menüs auf der Seite Privatsphäre-Einstellungen

Da hier aber keine Standard-HTML-Elemente verwendet werden, hat ein Screenreader keine Chance, Eigenschaften und Rollen solcher Konstrukte auszulesen: Sie sind für blinde Nutzer unzugänglich. Genau an dieser Stelle kommt WAI-ARIA ins Spiel. Mit geeigneten Rollen und Attributen können diesen unsemantischen Elementen Eigenschaften zugewiesen werden, die dem Screenreader vermitteln, was er da genau vor sich hat und welchen Zustand das Element hat. Genau das hat Facebook hier gemacht. Mit einem aktuellen Screenreader sind diese Menüs problemlos nutzbar. Nutzer von älteren Hilfsmitteln, die WAI-ARIA nicht unterstützen, werden allerdings massive Probleme mit dieser Umsetzung haben. Da viele installierte Hilfsmittel und Browser zur Zeit noch keine oder keine ausreichende Unterstützung bieten, ist dieser Weg heute nur bedingt zu empfehlen. Im derzeit noch gültigen BITV-Test spielen ARIA-Attribute noch keine Rolle. Es kommt zu einem Punktabzug beim Prüfschritt "Auch ohne CSS nutzbar". Wir bewerten hier, wie sich die Elemente in einem Screenreader ohne ARIA-Unterstützung und visuelle Formatierung präsentieren. In diesem Fall bedeutet das einen Haufen unstrukturiertes HTML ohne Funktion.

Im neuen BITV-Test widmet sich der Prüfschritt 4.1.2 "Name und Rolle von Bedienelementen verfügbar" dieser Thematik. Dieser Prüfschritt wäre in diesem Fall erfüllt. Es würde aber nach wie vor zu Punktabzügen im Prüfschritt "1.3.2 Sinnvolle Reihenfolge" kommen, in dem die Nutzbarkeit ohne CSS bewertet wird, um so auch die Ausgabe mit älteren Hilfsmitteln weiterhin zu berücksichtigen.

Fazit

Das Ergebnis in Punkten hat sich gegenüber dem Test der Registrierung nur unwesentlich verändert. Wegen der vielen Gemeinsamkeiten der untersuchten Seite ist das auch nicht verwunderlich. Viele negative Aspekte (mangelnde Textskalierung im IE, schwache Fokushervorhebung, die schlechte Gliederung der Seiten durch Überschriften und strukturelles Mark-up) sind schon im ersten Test der Facebook-Registrierung aufgefallen. Wie bei der Registrierung gibt es auch bei den Profileinstellungen keine unüberwindbaren Barrieren. Neu dazugekommen sind die aus unserer Sicht unnötigen Barrieren, die aus der inkonsistenten Umsetzung der Formulare resultieren.

Lesen Sie im nächsten Monat, wie es um die Barrierefreiheit von Facebook in der täglichen Anwendung bestellt ist.


Internetadresse: www.facebook.com

Geprüft am: 30. 6. 2011
Testergebnis: 78,25 von 100 Punkten (schlecht zugänglich)

Testbericht mit allen Einzelbewertungen